Von Katherine nach Darwin oder wie wir über viele Umwege endlich an Arbeit kamen (27. Juni bis 10. Juli)

Publié le par wallabies-crossing

Nach dem unterhaltsamen Wochenende des Fringe Festivals, war am Montag Rückkehr in die harte Realität angesagt. Der geplante Arbeitsstart wurde auf unbekannte Zeit verschoben, da die benötigten Sprenklerköpfe noch nicht eingetroffen waren. Von nun an schauten wir jeden Tag in der Arbeitsagentur vorbei, um Neuigkeiten von der Farm zu erfragen (die Handynummer des Farmmangagers wollte uns die Agentur nicht raussrücken) und Präsenz und Arbeitswillen zu zeigen. Hätten wir nicht Bekanntschaft mit Daniella und Miguel, einem französischen Pärchen, gemacht, wären wir wahrscheinlich verrückt geworden. Die beiden hielten uns aber mit ihrem Humor und ihren Reisegeschichten bei Laune und so liess sich die Warterei (mit Lagerfeuer und Angeln) schon viel besser aushalten. Am Mittwochabend sind wir trotzdem die 100km nach Mataranka gefahren, in der Hoffnung, dass die Bauteile am nächsten Tag eintreffen würden. Wir machten schonmal vorsorglich Angelspots aus und hatten am nächsten Morgen zwei Überraschungen. Die gute war ein volles Netz an Flusskrebsen (siehe Foto), die schlechte war das der Arbeitsstart erneut bis auf Montag verschoben wurde. Hätten wir das vorher gewusst, hätte ich im Bottleshop weiter arbeiten können oder wir wären Richtung Darwin aufgebrochen. Nun war es für beides zu spät und wir entschieden spontan, das Wochenende im Kakadu Nationalpark 300km nördlich zu verbringen. Wenn wir so zwar kein Geld sparten, dann zumindest Zeit. Die Entscheidung bereuten wir nicht, denn der Nationalpark ist eins der Highlights des gesamten Landes. Flächenmässig einer der grössten findet man dort fünf verschiedene Landschaftsformen mit ihrer jeweils eigenen Fauna und Flora vor. Im Norden die Küste mit ihrem Mangrovenökosystem, dann die Floodplains (grüne Grasebenen, die während der Regenzeit überflutet sind), die von vielen Wasservögeln bewohnt sind; die Wetlands (ganzjährig wasserreiche Flusssysteme mit Schilf und Krokodilen); die Woodlands (Gumtree bewachsene recht trockene Steppengebiete) und das Stonecountry (felsige Bergplateaus mit Felsmalereien wie Ubirr oder Nourlangie). Bis auf die Küstengebiete konnten wir alle Landschaftsformen in den drei Tagen erkunden. Entlang des Arnhem Highways gab es auf über 150km jede Menge Aussichtspunkte zu erklettern, Aborigine-Felsmalereien zu bestaunen und verschieden Buschwalks durch Wald und Moor vorzunehmen. Anstrengender als das Wandern, war es nachts Moskitos und Stechmücken aus dem Van und von sich selbst fernzuhalten. Nicht nur wegen der unangenehmen Stiche sonder auch weil einige für das Übertragen von Tropenfieber und Malaria bekannt sind. Da wir abends an Dia-Shows im Freien teilnahmen, liessen sich Stiche leider nicht vermeiden L. Dafür lohnte es sich aber den Rangern zu lauschen und viel Interresantes über Landschaftsveränderungen währen der sechs Jahreszeiten und die Bedeutung und Geschichte der Aborigine-Wandmalereien des Parks zu erfahren.

Von neuem hochmotiviert trafen wir Sonntagabend in Katherine ein. Da wir im Nationalpark keinen Handyempfang hatten, war die Spannung gross, ob es endlich gute Nachrichten gab. Ein Anruf in Mataranka am nächsten Morgen brachte Aufklärung: was uns bisher verschwiegen wurde, war, dass von den 51000 benötigten Teilen nur 1000 bereits versandt wurden. Der Rest war zu unserer Überraschung noch in Produktion!!! Mit tausend Teilen war nicht mal an eine Woche Arbeit zu denken und wir kamen uns regelrecht verar**** vor. Entweder hatte uns der Farmmanager von vornherein belogen oder der Produzent der Sprenklerköpfe wird wohl demnächst Pleite gehen bei so einer miesen Organisation.

Ernsthaft verärgert informierten wir den Arbeitsvermittler, dass wir uns in Darwin nach Arbeit umschauen würden und dass er uns nur anrufen sollte, wenn er ein ernsthaftes Angebot für uns beide hätte (immerhin bezahlen wir ihn dafür). Gesagt, getan verliessen wir noch am Montag die Stadt und übernachteten kurz vor Darwin. Kurz nach Sonnenaufgang kamen wir in der Stadt an und suchten uns ein ruhiges Plätzchen zum Frühstücken. Das unsere Wahl ausgerechnet auf Mindil Beach (einer der beiden Strände Darwins, die aber keiner zum schwimmen nutzt aufgrund der Quallen und Meereskrokodile) fiel, war purer Zufall. Wie sich kurz nach unserer Ankunft herausstellte, handelt es sich um DEN Backpackertreffpunkt schlechthin. Tagsüber reihen sich dort bis zu 50 Vans, um ungestört zu kochen, die Duschen zu nutzen oder den Tag am Strand zu verbringen, während auf Anrufe von Kaufinteressenten, potentieller Arbeitgeber oder den Abflug des Flugzeugs nach Bali gewartet wird J Ebenfalls durch Zufall liefen wir dort zwei ehemaligen Kollegen von unserer ersten Farm in Peats Ridge über den Weg. Das italienisch-australische Pärchen war nach unserer Abreise Richtung Süden aufgebrochen und von Adelaide aus durch die Mitte Australiens nach Darwin gekommen, während wir über den Norden gefahren sind. Beide waren schon seit einem Monat in Darwin und hatten nach einiger Wartezeit endlich einen Job gefunden. Wir verabredeten uns für den Abend und machten uns mit ein paar Tipps der beiden ebenfalls auf die Arbeitssuche. Fast jedes Geschäft, Restaurant und Hotel wurde abgeklappert und bis auf einige überreichte Lebensläufe, konnten wir keinen Erfolg verbuchen. Nur ein Eisverkäufer liess sich dank meiner Vorerfahrung aus Schulzeiten auf eine Probeschicht weichreden. Letztendlich kam es aber gar nicht mehr dazu, da wir am nächsten Mittag einen Anruf aus Katherine von der Agentur bekamen, die uns einen Job auf einer Melonenfarm anbot. Keine Erntearbeit, sonder Traktor und Gabelstaplerfahren wurde von uns erwartet und da Sylvain darin etwas Erfahrung und ich Lust auf Herausforderung hatte, nahmen wir das Angebot an. Dies zog uns zwar einen Strich durch die Rechnung was unsere geplante „relaxte“ Besichtigung Darwins und des Litchfield Nationalparks anging, da wir nun aber schon so lange auf Arbeit gewartet hatten, war dies natürlich für uns vorrangig. Somit hatten wir also gerade mal das Stadtzentrum Darwins, die Kunstgalerie, den Hafen und das ehemalige Gefängnis besichtigt und mussten schon wieder weg, um wenigstens einen Tag im Lichtfield Nationalpark verbringen zu können. Jimmy und Sunny, unsere Kollegen aus Peats Ridge waren natürlich genauso enttäuscht wie wir über unseren Blitzbesuch, da aber im Northern Territory alle Wege über Katherine führen, waren wir sicher, sie in nicht allzu langer Zeit wiederzusehen.

So ging es also noch am selben Tag zurück Richtung Süden. Ein Abstecher über die Berry Springs Quelle ermöglichte es ein kühles Bad in den Quellbecken zu nehmen (im Northern Territory gibt es dutzende Thermalquellen, die alle kostenlos zugänglich sind und als sichere Alternative zu den Krokodilverpesteten Flüssen gelten), vor den letzten zwei Stunden Autofahrt, die uns vom Campingplatz im Litchfield Nationalpark trennten. Litchfield ist ein recht kleiner Nationalpark, der besonders für seine Wasserfälle und natürlichen Becken bekannt ist und fürs Schwimmen und Wandern beliebt ist. Wir sind nur in einem Baden gewesen, sind dafür aber viel gewandert und haben erstaunliches über die Termitenhügel, die hier die Landschaft charakterisieren gelernt. Wer hätte gedacht, dass diese winzigen Tierchen das Erdmagnetfeld spüren können und ihre Hügel in einer perfekten Nord-Südrichtung bauen? Manche Forscher meinen, sie tun dies um die Sonneneinstrahlung zu optimieren, oder um die Winde zum Trocknen neuer Zellen auszunutzen…Der Abend auf dem Campingplatz bot Gelegenheit ein weiteres interessantes (französisches) Pärchen kennen zu lernen. Man läuft den Franzosen einfach überall über den Weg J !

 

Am Freitagmittag kamen wir wieder in Katherine an und wurden gleich zur Farm gelotst, die knapp 30km südlich der Stadt liegt. Nachdem die Papiere ausgefüllt und unterschrieben waren, konnten wir uns heimisch einrichten und ein schattiges Plätzchen für unser Camp aussuchen. Schon am nächsten Morgen ging es los mit arbeiten: 7 Uhr morgens bis 18:30 Uhr abends mit 1h Mittagspause… was für ein Tag! Sylvain ist als Traktorfahrer dafür zuständig, den mit 16 Riesenkisten beladenen Trailer zu fahren. Ein Team aus drei Melonenerntehelfer, zwei Sortieren und einem Melonenwascher ist dafür zuständig, die Melonen vom Feld auf ein Fliessband zu pflücken, das die Melonen auf den Trailer führt wo die Melonen abgewischt werden und dann von den Sortieren je nach Sorte und Gewicht in verschiedene Kartons sortiert werden. Ein Team schafft einen Trailer mit 16 Kisten à 350kg in etwa einer Stunde. Das heisst jeder Erntehelfer pflückt im Durchschnitt 1700 kg pro Stunde (oder 170 Melonen à 10kg) bis zu 9 Stunden pro Tag! Dementsprechend gut gebaut sind die Jungs und werden anders als wir pro Tonne bezahlt. Sylvain und ich haben in Gayndah pro Tag maximal 1500kg Mandarinen zu zweit gepflückt und das hat uns schon ordentliche Rückenschmerzen eingebracht. Melonenpflücken ist absolut kein Kinderspiel! Mein erster Tag war aber für mich auch körperlich hart, denn ich hab im Lager die Kisten wiegen und auf 350kg ausgleichen müssen. Das bedeutet ständig Melonen hin und her zu bewegen, die mindestens 4 aber locker auch mal 12 Kilo wiegen. L Ich sollte mich also jetzt fleissig ans Gabelstaplerfahren üben machen, damit ich nicht die nächsten vier Wochen weiter so hart schuften muss.

Jetzt heisst es Augen zu und durch, wenn wir Glück haben, ist dies der letzte Job, den wir in Australien machen müssen J

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