The Great Tropical Drive : von Townsville nach Port Douglas und ab Richtung Westen (30. Mai bis 6. Juni)

Publié le par wallabies-crossing

Nach den Eukalyptuswäldern des Südens säumen jetzt Kokusnusspalmen und tropischer Regenwald die Zuckerrohrfelder, die uns schon seit mehr als 1000km entlang des Weges begleiten. Auch Townsville ist ein grünes Fleckchen mit seiner breiten Strandpromenade (Esplanade) und den Mangroven am Stadteingang. Ein paar Pubs und Staatsgebäude im viktorianischen Stil teilen sich mit neumodischen Museen und Hochhäusern das Hafenviertel. Ein grosser orange-roter Hügel (Castle Hill, ca. 300m hoch) sitzt mitten in der Stadt und bietet einen ausgezeichneten Ausblick auf die nur wenige Kilometer entfernte Insel Magnetic Island. Leider lohnt es sich nicht, die Autofähre für nur einen Tag zu bezahlen und so verlassen wir pünktlich zum Sonnenuntergang die Stadt, um die nächste Rest Area zu erreichen, bevor die selbstmörderischen Kängurus aktiv werden J

Am nächsten Tag galt unsere Aufmerksamkeit nicht den Kängurus sonder den Krokodilen, die wir in den Tyto Wetlands bei Ingham auf einem kleinen Bushwalk (wie man in Australien jeden Spaziergang in der Natur, egal ob im Regenwald oder in der Wüste nennt) zu entdecken versuchten. Wenn wir davon auch keine zu Gesicht bekamen, so zumindest ein paar hübsche Vögel, wie den Azur Kingfisher. Im Informationszentrum erfuhren wir, dass alle Nationalparks bis hoch nach Innisfail aufgrund zu grosser Schäden durch Zyklon Yasi geschlossen wurden. Weiter nördlich wurden die Sturmschäden an den Häusern und im Wald auch auf sehr grausame Art sichtbar. Viele Häuser standen verlassen, ohne Dächer und mit grossen „Zu verkaufen“ Schildern da. Der halbe Wald wurde von den bis zu 270km/h starken Winden umgefegt. In Mission Beach, DER Hochburg des Cassowars schlechthin, waren nur wenige Bushwalks zugänglich und so war es für uns unmöglich ein Exemplar dieses vom Aussterben bedrohten grossen bunten Regenwaldbewohners in freier Natur zu sehen L Die Strände von Mission Beach waren wie leer gefegt und ein kleiner Spaziergang liess das Herz jedes Muschel und Treibholzsammlers höher schlagen. Unzählige Korallenbruchstücke, Muscheln, Kokusnüsse und seltsame hölzerne Samen gab es aufzusammeln (siehe Foto im Album „Townsville à Cairns“ – von den Korallen wurden natürlich nur drei Stück mitgenommen!).

Die Region um Mission Beach ist auch die nasseste von ganz Queensland. Tully ist im ganzen Land für seinen Big Gumboot (Grosser Gummistiefel)  bekannt. Die knapp 8m grosse begehbare Betonskulptur entspricht dem Rekord-Jahresniederschlags, der 1950 dort gemessen wurde! Somit trägt Tully den Titel „Nasseste Stadt“. Ihr Konkurrent, Babinda liegt nur einige Dutzend Kilometer weiter nördlich und darf sich „nur“ die Regenschirm-Stadt taufen. ;-) Die Australier sind echte Fanatiker was Wettbewerbe der skurilsten Art angeht (in Port Douglas sind wir sogar auf ein Plakat für ein Krötenrennen gestossen!).  Dafür hat sie die schönere Natur, denn nur wenige Kilometer in die Berge hinein liegt die „Babinda Boulders“, vom Wasser rundgewaschene Steinblöcke, durch die ein Bergfluss plätschert. Wir sind noch vor dem Frühstück zum Aussichtspunkt gewandert und haben so die ganze Schönheit des Ortes für uns allein gehabt!

Von Babinda aus war es nur noch knapp eine Stunde Autofahrt nach Cairns. Vom Highway aus ist das erste, was man von der Stadt sieht endlose Geschäfte und Industriezonen, bis man nach 10km endlich ins eigentliche Zentrum vorstösst und positiv überrascht wird. Eine Fussgängerzone führt direkt zur Lagoon (einem Schwimmbecken direkt am Meer, mit künstlichem Strand, da Cairns in einem Mangrovennassgebiet liegt und keine natürlichen Strände besitzt), es gibt viele bunte Cafés, Strassenmusiker und eine angenehme Seebrise, damit man sich bei dem vielen Sonnenschein nicht zu sehr überhitzt. Natürlich ist die Stadt auch von Touristen und Reisebüros überlaufen. Da unsere Tauchtour ans Great Barrier Reef schon gebucht ist, haben wir nicht mal mehr die Qual der Wahl und können unsere Zeit für den Besuch des Botanischen Gartens, des Museums für Moderne Kunst und eines Kulturzentrums des Aborigenee-Stammes Tjapukai nutzen. Letzterer war eher enttäuschend, da es sich mehr um eine Art Disneyland der Aborigenee Kultur handelte, als um eine wirkliche Einführung in ihre Lebensweise. Eine 20-minütige Special Effects Show, bei der über Kopfhörer in 10 verschiedenen Sprachen einige Elemente der Dreamtime Geschichten (Gut und Böse, heilige Tiere,…) erklärt wurden… eine weitere 20-minütige Tanzdarstellung, in denen die selben „Darsteller“ Didgeridoo spielen und dazu „tanzen“ und zeigen, wie sie Feuer machen. Und dann als interaktiver Part eine Einführung ins Boomerang und Speer werfen. Und das ganze fünfmal am Tag, damit es auch jeder Tourist zu jeder Vorstellung schafft. Fazit: das war wohl nix! Wenn wir das nächste Mal mehr über die lokale Aborigenee Kultur lernen wollen, dann machen wir einen geführten Bushwalk, wie zuletzt in der Carnarvon Gorge…

Dafür war dann der nächste Tag ein voller Erfolg, als es für uns raus aufs Great Barrier Riff ging. Zwei Tauchgänge von jeweils 30min liessen uns das Unterwasserleben aus nächster Nähe erleben. Beim ersten waren wir noch bei unserem Tauchlehrer untergehakt und voll auf unsere Atmung konzentriert, den zweiten machten wir dann auf „eigenen Beinen“. Im Album „Whitsundays à Cairns“ gibt’s die Fotos dazu (die Unterwasserfotos stammen von einem Fotografen, der uns auf dem Tauchgang begleitet hat). Am liebsten wären wir in Cairns geblieben, um unseren Open Water Tauchschein zu machen, leider sind wir aber im Zeitplan etwas zurück, sind aber fest entschlossen, in Western Australia bei einem Tauchanbieter anzuheuern und unseren Tauchschein mit Arbeiten auf dem Schiff zu finanzieren. Von unserem Tauchlehrer, der selbst aus Western Australia stammt, haben wir schon ein paar Tipps für gute Tauchspots bekommen (dort gibt es vor allem atemberaubende Schiffwracks zu sehen). Und in Neu Kaledonien werden wir den Tauchschein ebenfalls gut gebrauchen können. Wir freuen uns drauf!

Nun lag das letzte Stück der Ostküste vor uns, bevor es endgültig ins sonnenverbrannte Outback ging. Port Douglas ist eine kleine Touristenoase, umgeben von regenwaldbewachsenen Bergen, die bis ans Meer hinan reichen. Die Nationalparks im „Hinterland“ der Küste zwischen Townsville und Cooktown sind Unesco-Welterbe und beherbergen 36% der gesamten australischen Fauna, 50% der australischen Vogelarten, 60% der Schmetterlingsarten und 65% der in Australien heimischen Farne. Dementsprechend spektakulär und verletzlich sind diese Regionen, die noch bis in die 80er Jahre für den Tropenholz-Handel kommerziell genutzt wurden. Besonders schön ist auch die Mossman Gorge, eine Bergquelle, die viele bedrohte Tierarten wie den Cassowar und den Ulysee Schmetterling beherbergt. Das Klima der Bergkette ermöglicht auch den Anbau vieler tropischer Früchte und deren Gärung in tropische Fruchtweine, die verköstigt werden wollen. Mango-, Passionsfrucht-, Ananas- und Jaboticabaweine gab es auch als Portwein Versionen (praktischer für Vanreisende, die keinen permanenten Kühlschrank zur Verfügung haben) und eine Flasche kam mit ins Gepäck, um den Tropengeschmack an kühlen Wüstenabenden genießen zu können J   

Den Gaumen noch voller Fruchtgeschmack drehten wir der Küste den Rücken zu und durchquerten die Bergkette in die Atherton Tablelands, ein Bergplateau mit grünen Hügeln voller Milchkühe (man könnte meinen man ist im Allgäu) und zahlreichen Wasserfällen. Auch dort findet man noch Regenwald mit einem der grössten Exemplare des Curtain Fig Tree, einem Fikusbaum der auf einem Ast eines Wirtbaumes keimt und dann freiliegende Wurzeln (bei diesem Exemplar sind sie 15m lang) bis auf den Erdboden entwickelt, die letztendlich den Wirtbaum „ersticken“. Das Ergebnis: der Wirtbaum fault unter dem Fikus weg und dieser steht auf seinen vorhangähnlichen Wurzeln und einem hohlen Innenraum. Anderes Highlight der Region ist der Milaa Milaa Waterfall Circuit, der drei der schönsten Wasserfälle der Gegend verbindet (Milaa Milaa Falls, die vielfach für Shampoo Werbespots benutzt wurden; die Zillie Falls und die Elinjaa Falls). Man darf sich sogar darin baden, braucht aber viel Überwindung um auch nur einen Fuss ins eiskalte Wasser stecken zu wollen. Traut man sich, wird man mit einer Tapferkeitsurkunde, dem „Polar Bear“ belohnt. J

Für uns endete der Tag und auch der Abschnitt „East Coast“ unseres Australienabenteuers in Ravenshoe, der „höhsten“ Stadt Queenslands in 930m Höhe (keine Kunst in Deutschland). In 100 Tagen haben wir 8000 km zurückgelegt und das zu 95% nur in Nord-Süd Richtung. Jetzt wird es Zeit in den (wilden) Westen einzutauchen (2500km staubiger Highway mit bis zu 50m langen Roadtrains) dem Savannah Way entlang dem Sonnenuntergang entgegen…

Unser Ziel für Ende kommender Woche: Alice Springs und das Wahrzeichen Australiens, der Uluru.

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