Uluru oder der Weg ist das Ziel (7. Juni bis 15. Juni)

Publié le par wallabies-crossing

Fünf endlosscheinende Tage und mehr als 2500km Asphalt sind an uns vorbei gezogen, bis wir endlich den weltberühmten „Berg“ zu Gesicht bekamen, für den wir diese Qual auf uns genommen haben…

Die ersten 1000km führten uns durch das Outback von Queensland. Der Savannah Way, wie sein Name es verrät, durchquert Landschaften, die vielerorts an die afrikanische Steppe erinnern. Grasland mit vereinzelten Bäumen, teilweise von Buschfeuern verkohlt, aber niemals tot. In dieser kargen Gegend scheinen sich nur die Rinder wohl zu fühlen, die man entlang der Strasse grasen sieht und zu denen sich sogar die Emus gerne mal gesellen (siehe Foto).

Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von gerade mal 80km/h (Benzin sparen hat Vorrang) schafften wir am ersten Tag nur bis Croydon, ca. 400km von Ravenshoe. Noch vor weniger als Hundert Jahren war hier Hochbetrieb, dank eines Mini-Goldrauschs, der Abenteurer aus aller Welt (vor allem aber Chinesen) anzog. Heute ist das halbe Dorf ein Museum aus begehbaren Häusern und Kirchen, die aus dieser Glanzzeit erhalten geblieben sind. Auf dem Campingplatz gibt es mehr Tiere als Menschen:  Scharen rot-grauer Papageien versammeln sich unter den Obstbäumen zu Sonnenauf-und Untergang und wenn man nachts mal raus muss, ist man von Kängurus umzingelt, die das frisch gesprengte Gras fressen kommen. Die Besitzer sind sehr gastfreundliche Rentner, die einem spontan eine Pomelo (grosse Grapefruit) oder eine Sternfrucht aus ihrem Garten anbieten. *jami*

Das nächste Stück Highway , der hier nur aus einer Spur und einem breiten Sandstreifen zum Ausweichen von Roadtrains besteht, führte uns nach Normanton. Seit dem Ende des Goldrauschs war auch hier tote Hose, bis auf ein historisches Überbleibsel, den Gulflander Zug, der einmal pro Woche von Normanton nach Croydon (150 Dollar pro Person für eine 150km Strecke im 30er Schneckentempo) und zurück fährt. Leider sind wir genau zu dem Moment in Normanton angekommen, als dieser schon auf dem Weg nach Croydon war. Dafür konnte uns die zweite Attraktion des Orts, eine Bronzestatur des mit 8,63m größtem Krokodils „Krys the Savannah King“, das 1957 von einer Frau erlegt wurde, nicht davonlaufen. Nach insgesamt 600km monotoner Landschaft, fünf Roadtrains und drei neuen Steinschlägen auf unserer Windschutzscheibe erreichten wir am Abend endlich den Barkly Highway (und somit die Zivilisation) und verbrachten unsere letzte Nacht in Queensland auf einer Rest Area kurz vor Mount Isa. Sobald die Sonne untergegangen war machte sich ein fauliger Rosenkohl artiger Geruch breit, der einfach unerträglich war. Ich hoffte innerlich, dass dies nicht der natürliche Geruch der Steppe sein würde. Als wir am nächsten Tag in Mount Isa ankamen und die riesigen Mienen und Industrieschornsteine sahen, erklärte dies alles. Mount Isa kann man wirklich nicht als hübsche Stadt bezeichnen. Der gesamte Westteil der Stadt besteht aus Mienen zum Abbau von Kupfer, Eisenerz und anderen Metallen und vom Aussichtshügel aus, sieht es aus wie ein grosses Monster, dass Häuser und Geschäfte zu verschlingen droht. Bis Alice Springs war dies der letzte Ort in dem wir Handy-Empfang und einen kostenlosen Internetzugang (McDonalds) haben würden. Die nächsten drei Tage würden wir in einem Funkloch so gross wie Berlin bis Paris verbringen.

Der Tag hatte schon mit tiefhängenden düsteren Wolken begonnen und pünktlich zur Grenzüberschreitung ins Northern Territory setzte auch der Regen ein. Trockenzeit schien wohl nicht immer trocken zu sein. An diesem Tag durchquerten wir die kargste Gegend, die wir bisher gesehen hatten, in der Bäume nur entlang (ausgetrockneter)  Flussläufe zu finden waren.  Eine gute Ablenkung bildete da der Gegenverkehr. Wir hatten wohl genau den Tag erwischt an dem die gesamte Armee des Northern Territory auf Völkerwanderung Richtung Queensland unterwegs war, denn über 300km kamen uns diverse Militärkonvois mit Panzern, Geländewagen, Artillerie und jeder Menge Soldaten entgegen.  An diesem Abend fuhren wir noch bis nach Sonnenuntergang und legten ein Rekord von 650km zurück.

Der nächste Tag war etwas relaxter, denn es gab zum ersten Mal etwas zu sehen und die Regenwolken waren wir auch los geworden, weswegen ich meine ersten Fahrversuche auf australischem Boden wagte. Auf dem Stuart Highway ca. 100km südlich von Tennant Creek liegen die Devil’s Marbles (des Teufels Murmeln), eine mehrere Quadratkilometer grosse Ansammlung an mehr oder weniger Runden Steinblöcken, z.T. übereinandergesetzt. Es handelt sich um einen heiligen Ort der Aborigines, den man jedoch betreten und fotografieren darf. Die rotbraune Farbe und Struktur des Steins waren schon ein kleiner Vorgeschmack auf Uluru, der jedoch noch knapp 1000km entfernt war. Bis Alice Springs schafften wir es an diesem Tag nicht mehr und am nächsten Morgen stand zuerst eine von Rangern geführte Wanderung durch den Simpsons Gap (eine riesige Felsspalte in der McDonald Range Bergkette um Alice Springs) auf dem Programm. Der Spaziergang war sehr kurz aber auch sehr informativ, was essbare Pflanzen und die verschiedenen Verwendungen des dort wachsenden Baumholzes anging. Wir hatten uns vor allem darauf gefreut ein Rockwallaby (eine kleinere Art von Wallabies, die in Gröll und Felshöhlen lebt) zu sehen. Leider war unsere Gruppe zu gross und so blieben die seltenen Beuteltiere lieber in ihren Felsverstecken L

Der Alice Springs Desert Park beherbergt zwar viele der lokalen Tierarten (vor allem Vögel und nachtaktive Nager und Reptilien), jedoch nicht das Rockwallaby. Trotzdem verbrachten wir mehr als drei Stunden mit der Erkundung der lokalen Fauna und Flora in den Aussenbereichen und im Nachthaus. Danach war es schon zu spät zur Besichtigung der Aborigine Kunstgalerien und nach einem Blick auf den Wetterbericht ging es auch gleich weiter Richtung Süden. Die weiter Besichtigung der Stadt würden wir dann auf dem Rückweg vornehmen, wenn wir Daisy zum nächsten Ölwechsel und Motorcheck für ein paar Stunden abgeben würden (5000km vergehen echt wie im Flug).

Der Temperaturschock auf den letzten 700km in Nord-Süd-Richtung war enorm. Nachdem wir in Queensland noch knapp 20 Grad nachts und 25 tagsüber hatten, war es in Alice Springs schon mehr als 10 Grad kälter. Zum ersten Mal war unsere Windschutzscheibe zugefrostet und es wurde wieder Zeit unsere Schlafsäcke zusätzlich zur Bettdecke auszupacken (0 Grad ist wirklich keine Wohlfühltemperatur!) L

Unser erstes Ziel nach Alice Springs war King’s Canyon, ca. 250km westlich des Stuart Highways, der von Darwin nach Adelaide verläuft. Die ersten 100km wollten wir auf einer unbefestigten Strasse zurücklegen, um nicht einen 150km langen Umweg fahren zu müssen. Hätten wir gewusst, wie anstrengend und langwierig (3 Stunden!) dieser Weg sein würde, dann wären wir ihn vielleicht trotzdem gefahren J Mindestens einmal Offroad durch den roten Sand über Verhärtungen und Verschlammungen… das gehört zum Abenteuer mit dazu! Mit 30km/h hat Daisy auch nicht weiter leiden müssen und wir wurden nur mittelmäßig  stark durchgeschüttelt. Unterwegs gab es noch einen Meteoritenkrater zu besichtigen, der weder der schönste und noch der grösste Australiens ist, aber wahrscheinlich der einizige, den wir hier jemals zu Gesicht bekommen werden. Pünktlich zum Mittagessen waren wir dann endlich am Canyon angekommen und machten uns gestärkt auf die dreistündigen „Rim Walk“, eine Umrundung des Canyons am oberen Rand, von der aus man atemberaubende Ausblicke auf die Schlucht, die Vegetation und die verschiedenen Steinformationen erhaschen konnte. Die Farbenpalette reicht dort von weiss über kupferfarben bis rotbraun. Dort wo Wasser fliesst, sind schwarze Spuren zu sehen. Dazu noch die vielen vereinzelten Bäume und Büsche als Grüne Flecke und fertig ist das Kunstwerk der Natur J

Am nächsten Tag war es Uluru (Ayers Rock), der uns den Atem verschlug. Vom Eingang des Nationalparks aus sind es noch knapp 15km bis zum Fuss dieses roten Giganten. Wenn man ihn vor sich wachsen sieht, umso mehr man sich nähert, dann versteht man die magische Kraft, die er ausstrahlt. Von weitem wirkt die Oberfläche spiegelglatt und man glaubt er ist oval geformt und von allen Seiten gleich. Der Base Walk (10km Umrundung am Fusse des Uluru) ermöglicht einem auf Tuchfühlung zu gehen und festzustellen, dass es sich eher um eine schuppige, extrem feste Schale handelt. Auf der Gegenüberliegenden Seite gibt es viel mehr Einkerbungen und Schluchten und viele Abschnitte sind heilige Stätten für die drei heimischen Aborigine-Stämme und dürfen weder betreten noch fotografiert werden. Die wenigen Geschichten, die die Aborigines weitergeben erklären, wie die Löcher, Schluchten oder Bruchstücke entstanden sind (meistens durch Kämpfe zwischen guten und bösen Kräften in Gestalt von heiligen Tieren, wie bestimmten Wallabies, Schlangen, Reptilien und Vögeln). Natürlich stand für uns auch das obligatorische Fotoshooting zum Sonnenuntergang und am nächsten Morgen zum Sonnenaufgang an. Speziell konzipierte Parkplätze machen es möglich, dass jeder der ca. 500 Zuschauer ein nettes Plätzchen für ein perfektes Foto der Uluru-Farbnuancen bekommt. Leider waren keine Wolken am Himmel, was das Farbspiel etwas reduzierte. Wer um sieben Uhr morgens bei 2 Grad Celsius eine Stunde ausharrt, muss schon besonders motiviert sein – ein Glück haben wir mit unserem Haus auf Rädern immer alles mit dabei und können schnell mal Kaffee kochen, wenn es zu eisig wird J

Bevor wir zu den Olgas (Kata Tjuta = viele Köpfe) aufbrachen, nahmen wir noch an einem von Rangern geführten Spaziergang zum Teil des Ulurus, den das Mala-Volk bewohnte teil. Ein Stammesälterer erzählte in seiner Muttersprache von den Entstehungsgeschichten und Bräuchen seines Volkes, die dann von einem Aboriginee Ranger und einem „weissen“ Ranger ins Englische übersetzt und näher erklärt wurden. Besonders liegt es ihnen am Herzen, dass die Touristen, die kulturelle Bedeutung des Uluru für die Aborigine-Stämme respektieren und den Berg nicht besteigen. Am ersten Tag, den wir dort verbracht haben, haben wir sogar Leute gesehen, die hochgeklettert sind obwohl der Pfad wegen zu starker Winde geschlossen war. Am nächsten Tag war er dann wieder geöffnet und anstatt 20 stiegen gleich 200 Touristen in einer Traube hinauf. Sowas macht mich und Sylvain echt verbittert, wenn man überlegt wie egoistisch manche Touristen mit Kulturerben umgehen… die Anangu (Aborigine Stamm) sehen es lockerer: wer klettert, tut es auf eigene Verantwortung und wer ein Stück Stein mit heim nimmt, wird es schnell bereuen, wenn ihm darauf eine Pechsträhne folgt. Tatsächlich sind im Besucherzentrum hunderte von Entschuldigungsschreiben ausgestellt, die davon berichten, was den Menschen für Unglücke widerfahren sind und das es Ihnen leid tut und sie die Stücke per Post zurückschicken.

Die 40km entfernte Steinformation Kata Tjuta (Olgas), die ebenfalls zum selben Nationalpark gehört, ist etwas weniger Touristen überlaufen. Es handelt sich um mehrere Dutzende Felskegel, bis zu 500m hoch, die eine ähnliche rot-orange Farbe wie Uluru haben, jedoch aus einem anderen Material, einer Art Steinkonglomerat bestehen. Die Hänge sind so steil, dass es unmöglich wär dort hinauf zu klettern, dafür gibt es aber einen wunderschönen Wanderweg „Valley of the Winds“, der einen drei Stunden lang durch verschiedene Täler mit b in wundervollen Ausblicken führt. Sogar der Sonnenuntergang ist dort farbenprächtiger als bei Uluru. Und eine kleine Gruppe Dromedare schaut pünktlich zum Sonnenuntergang für ein Fotoshooting vorbei J

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge verlassen wir nun das „Red Centre“ und es heisst wieder ab in die Wärme, ins Grüne und die spektakulären Natinalparks im Norden des Northern Territory. In Darwin wird es dann auch wieder Zeit fürs Arbeiten… mal schauen welche Art von Job es diesmal wird ! 

 

 

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