Von schwarzen und grünen Riesen (Rockingham bis Esperance, 17. - 27. September)

Publié le par wallabies-crossing

In Rockingham, etwa 50km südlich von Perth liegt Penguin Island, eine Naturreserve für etwa 2000 bedrohte und sehr scheue Zwergpinguine, die nur sechs Monate pro Jahr für Besucher zugänglich ist. Ein Besucherzentrum ermöglicht es eine kleine Gruppe verletzter oder  verstossener Pinguine aus der Nähe zu bestaunen und während der 20 minütigen Fütterung dutzende Fotos dieser putzigen Vögel zu schiessen (so wie Touristen das lieben J). Mit ca. 30cm Grösse gelten sie als ausgewachsen und können locker 20 Jahre alt werden. Im wahren Leben sind sie jedoch nicht so fotogen wie im Besucherzentrum und wir mussten uns ganz schön anstrengen, um zwei von ihnen in freier Natur in ihren Felsverstecken zu entdecken. Leider ist die Insel nur tagsüber zugänglich. Da die Pinguine jedoch den ganzen Tag im Meer auf Jagd gehen, hat man wenig Chancen auf eine Kolonie à la Happy Feet zu stossen ;) Dafür gibt es tausende von Möwen, die aufgrund der Brutzeit die gesamte Insel pflastern und einen Höllenlärm veranstalten, sobald man sich ihnen nähert. Eine Boottour zur benachbarten Seal Island liess uns auch einen Blick auf drei australische Seelöwen erhaschen. Normalerweise leben dort ca. 40 Männchen, der Grossteil hat sich aber Richtung Norden auf Brautsuche gemacht…es blieben nur noch die faulsten zurück J

Pünktlich zur Rückkehr auf dem Festland setzte erneut der Regen ein, weswegen wir auf dem schnellsten Weg nach Bunbury weiterfuhren. Hier begann die Bucht Geographe Bay, in der sich während der Wintermonate Buckelwale und Blauwale mit ihren Kälbern vor der langen Reise zurück in die Antarktis ausruhten. Von der Jetty in Busselton, die mit 2km die längste der südlichen Hemisphäre ist, konnten wir keinen entdecken. Erst in Dunsborough wurden wir fündig. Trotz unruhiger See liessen sich am Horizont die Wasserfontänen verschiedenster Grösse ausmachen.

Die Nacht verbrachten wir ganz in  Strandnähe und wurden von Sturmböen und Sturzregen ordentlich durchgerüttelt.  Am nächsten Morgen schien die Sonne als wäre nichts gewesen und wir glaubten unseren Augen kaum, als wir in nur 10m Entfernung des Strands einen schwarzen Buckelwalrücken auftauchen sahen. Der schwarze Riese machte ruhig seine Runde und zog dann in die Ferne davon. Auf den Felsen hatte sich eine Dame einen Beobachtungsposten aufgebaut und kritzelte eifrig auf ihrem Notizblock. Neugierig fragten wir nach und erfuhren, dass sie zu den freiwilligen Walbeobachtern gehört, die jeden Morgen zwei Stunden lang die vorbeiziehenden Wale zählen, um dem Forschungszentrum Migrationsdaten zu liefern. In der halben Stunde, die wir sie mit Fragen löcherten zogen ein gutes Dutzend Wale vorbei (leider um einiges weiter entfernt).

Im Nordzipfel der Bucht, dem Cape Naturaliste, kann man die Wale entweder vom Leuchtturm oder einer extra angelegten Plattform beobachten. Wenn einem ein Schlechtwettertief und starker Wellengang die Sicht erschwert, gibt es immer noch eine Seelöwenkolonie am Fuss der Klippen als Trostpflaster. J Wir haben noch eine Wanderung durch das Buschland und die Dünen entlang des Capes drangehängt bevor es an der Westseite entlang zum Sonnenuntergang an den Strand des Fischerdörfchens Yallingup ging.

Die Küste zwischen Cape Naturaliste und Cape Leeuwin hat grosse Ähnlichkeit mit dem Norden der Bretagne: Steilklippen, flache vom Wind zerzauste Buschvegetation, launisches Wetter aber auch wundervolle menschenleere  Strände, eine erfrischende Brise und vielversprechende Angelgründe. Da wir es nicht eilig hatten verbrachten wir auch mal locker einen halben Tag am selben Strand damit Krebse zu jagen, zu angeln oder die Wellen in den Felsen brechen zuzusehen. Nach einem Abstecher durch die Weinregion Margaret River und dem Südzipfel bei Augusta ging es auf ins Herzen der Karri Wälder.  

Karris gehören zu den Eukalyptusbäumen und können bis zu 90m hoch wachsen, was sie zur zweitgrössten Baumart der Welt macht (die grösste ist in Kalifornien beheimatet). Von Pemberton bis Walpole fährt man fast durchgängig unter einem Dach dieser grünen Riesen. Drei der grössten Bäume aus der Region wurden vor der Einführung von Überwachungsflugzeugen zur Wachposten zur Erkennung von Waldbränden genutzt. Die noch vom Anfang des 20. Jahrhunderts überlassenen Eisenstangen, die wie eine Wendeltreppe den Baum umrunden, ermöglichen es Besuchern ohne Höhenangst auf 60m Höhe zu steigen und die Wälder aus der Vogelperspektive zu überschauen. Wir wagten uns auf den mit 75m höhsten Aussichtsbaum, den Bicentennial Tree, genau zwischen zwei Regenschauern. Als Kletterfan war ich total begeistert, auch wenn der Mangel an Sicherheitsmaßnahmen zu Anfang schon etwas beängstigend ist. Da war der Wein, den wir kurz zuvor im Weinzentrum verköstigt hatten ein guter Mutmacher ;) Eine sichere Variante, um einen vergleichbaren (aber weniger aufregenden) Ausblick zu geniessen ist der Tree Top Walk, den wir am nächsten Tag in Walpole besuchten. Eine clever konzipierte Metallrampe führt auf 40m Höhe und windet sich zwischen den Baumstämmen als frei schwingende Metallbrücken auf mehreren hundert Metern Länge durch den Wald. Wenn auch etwas wackelig bei starkem Wind so wurde beim Bau kein einziger Baum verletzt und kein Tier verjagt. Prädikat: ökologisch wertvoll J Auch die Wasserfälle und Strände der Region sind definitiv einen Besuch wert. Wir verbrachten die Nacht auf einem kleinen Campingplatz in der William Bay Bucht und versuchten unser Glück beim Angeln. Anstatt Fisch ist uns ein Oktopus an den Haken gegangen, den wir aber verschont haben (vor allem weil wir keine Ahnung hatten wie man sowas zubereitet und), weil der Arme bestimmt besser aussieht als er schmeckt.

In derselben Bucht liegen auch Greens Pool  (ein vom Meer abgeschnittenes, ruhiges Becken mit türkisen Wasser und perfekt weissem Sand) und Elephant Rocks (grosse runde Felsen, die wie Elefantenrücken aus dem Wasser reichen), ohne Zweifel eine der schönsten Küstenfleckchen des Landes. Fürs Schwimmen war es zu kalt, da gingen wir lieber in den Felsspalten auf Krabbenjagd und gönnten uns ein selbstgemachtes Krabbensandwich als Vorspeise J

Am Nachmittag war es soweit für das Wiedersehen mit Sandy. Nach einer Führung durch ihr Buschgrundstück mit Blick aufs Meer (ohne Haus, dafür aber mit zwei Caravans und einem grossen Wohnzelt) ging es hinab auf den Shelley Beach zum Angeln mit Mark, ihrem Mann und Kilou, ihrem verrückten und absolut knuddeligen Mischlingshund. Bis man schon fast nichts mehr sehen konnte, wurde ausgeharrt, um wenigstens zwei Fische fürs Abendessen zu ergattern. Die Nacht war sternenklar und es wurde schnell bitterkalt, da waren die Holzöfen im Wohnzelt eine willkommene Wärmequelle. Somit verbrachten wir den Abend in fröhlicher Runde vorm Feuer.

Wir hatten den beiden Crêpes zum Frühstück versprochen und sassen lange am Frühstückstisch, bis wir aufbrechen mussten, um einer Freundin der beiden bei einer Auktion zur Seite zu stehen. Es handelte sich um ein benachbartes Buschgrundstück mit Haus (was dringend renoviert werden musste) und Blick aufs Meer. Neben Sandy’s Freundin waren noch drei weitere Bieter anwesend und wir hofften auf eine heisse Preisdebatte. Da der Einstiegspreis jedoch recht hoch lag, war sie die einzige, die mitzog und bekam die 2 Ha Wald mit Haus für 430 000 Dollar (keine Ahnung, ob das hierzulande als Schnäppchen gilt oder nicht). Als einzige Touris kamen wir uns doch teilweise etwas fehl am Platz vor…  Nachdem der Kauf mit Kaffee und Kuchen gefeiert wurde, wagten wir uns ins eisige Wasser zum Schnorcheln. Ein Glück hatte Sandy ein paar zusätzliche Wetsuits dabei, ohne die hätten wir es wohl keine 5 Minuten ausgehalten. So konnten wir in Ruhe die verschiedenen Fischarten im Seegras beobachten und Sandy bei der Erkundschaftung von Abalones (grosse essbare Muscheln) für die in zwei Wochen beginnende Saison helfen. 

Am Nachmittag wurde es Zeit für uns nach Albany weiterzuziehen, da Sylvain auf keinen Fall das Rugby Qualifikationsspiel Frankreichs gegen Neuseeland verpassen wollte. Im Pub stiessen wir auf zwei Franzosen, die seit einigen Monaten auf einem benachbarten Weingut jobbten und zu dritt reichten die Jungs der Überzahl an Neuseeländern lärmtechnisch das Wasser. Das änderte nur nix an der Niederlage, die sie letztendlich einstecken mussten.

Für die Nacht fanden wir ein hübsches Plätzchen an der Küste, wo wir am nächsten Morgen sowohl Delfine wie auch Wale zu Gesicht bekamen. The early bird catches the worm, besagt ein englisches Sprichwort. Nach einem Spaziergang entlang der Felsküste ging es weiter gen Osten zum Fitzgerald Nationalpark. Was wir erst vor Ort entdeckten, war das aufgrund der Sturmgefahr sämtliche Zufahrtsstraßen gesperrt waren und  wir die Fahrt nach Esperance früher als geplant weiterführen würden. Dies liess uns Zeit uns um den Van zu kümmern, bevor es durch die Nullarbor Steppe ging und die wundervolle Küste um Esperance zu erkunden. An der Jetty trafen wir auf „Sammy the Seal“, einen Seelöwen, der seit Jahren dort haust und den Anglern das Leben schwer macht. Ein Weibchen hatte sich zu ihm gesellt und gemeinsam machten sie sich das Jagen leicht, indem sie einfach die Fische, die den Anglern an die Leine gingen von der Angel frassen! Dabei waren sie aber so putzig, dass man es ihnen einfach nicht übel nehmen konnte…

Mit Esperance endete unsere Reise entlang der Küste Westaustraliens. Bevor wir jedoch die 1500km Fahrt durch das „Nichts“ Richtung Südaustralien auf uns nahmen, machten wir noch einen Abstecher nach Kalgoorlie-Boulder, die grösste Goldmine Australiens. Welche Rekorde diese Stadt noch birgt, erfahrt ihr das nächste Mal!

See you on the other side J

Pour être informé des derniers articles, inscrivez vous :
Commenter cet article