West Coast Story (Von Carnarvon nach Perth, 7. – 16. September)

Publié le par wallabies-crossing

Fotoalbum: 11_Carnarvon à Perth und Wildflowers

Mit dem Pilbara verliessen wir auch die Tropen, wie uns der Wegweiser des “Tropic of Capricorn” am Strassenrand verdeutlichte. Vor drei Monaten standen wir am selben Breitengrad, jedoch 2000km weiter östlich und bibberten bei 0°C. Hier dagegen war es locker 30°C warm und die Autofahrt ohne Klimaanlage schon fast unangenehm.

300km mussten wir bis zur nächsten Stadt, Carnarvon, zurücklegen, wo wir als erstes einen Reifenhändler ansteuerten, um zwei Reifen zu erneuern. Das war an sich schon teuer genug, nur leider war damit unsere Pechsträhne noch nicht vorbei, denn an der nächsten Strassenecke lauerte die Polizei. Wir wurden rausgewinkt und bekamen ein Knöllchen für eine 10km Geschwindigkeitsüberschreitung. Unser Tacho hatte aber hundert pro die erlaubte Geschwindigkeit angezeigt und wir fragten uns, ob die Herrn Polizisten wohl noch nicht ihre Quote erfüllt hatten und willkürlich Autos anhielten oder ob vielleicht unser Tacho falsch eingestellt war. Diskutieren half jedenfalls nix und wir verliessen die Stadt auf dem schnellsten Weg bevor uns noch ein Malheur passierte.

Die nächste Etappe war Shark Bay, eine Bucht, die unter Unesco Schutz für  ihre einzigartige Fauna und Flora steht. Im Sommer tummelt es hier von Haien (28 verschiedene Arten), Dugongs und Rochen, die man von Aussichtspunkten entlang der Klippen im flachen Wasser beobachten kann. Wir konnten leider keine entdecken und mussten uns mit den Fotos und Informationstafeln des Discovery Centers in Denham begnügen. Bekannter als für seine Haie ist die Bucht aber für die „wilden“ Delfine, die jeden Tag pünktlich um 7:45 Uhr am Strand des Monkey Mia Hotelkomplexes zur Fütterung auftauchen. 300 Touristen für drei Delfine und 12 Dollar „Eintrittsgeld“  – das war uns zuviel Ausbeutung (der Tiere und der Touristen!) und wir verzichteten auf dieses „Highlight“. Anstelle machten wir es uns am Shell Beach gemütlich, der wie der Name es sagt, auch wenn es kaum zu glauben ist, nur aus klitzekleinen weissen Muscheln besteht und das auf mehrere Hundert Meter Länge und locker 40m Breite. Jedes Jahr werden Tonnen neuer Muscheln von den Wellen an den Strand getragen, was es möglich macht, die Muscheln zu kommerzialisieren. Ein Teil geht an die Geflügelzüchter, damit die Hühner Calcium für extra solide Eier bekommen und ein anderer Teil wird für die Zementherstellung genutzt. Vor hundert Jahren wurden die Muscheln sogar als Baumaterial für Häuser genutzt in dem sie einfach zu Ziegelsteinen zusammengekleistert wurden (siehe Foto). 

Bis Shark Bay war die Vegetation hauptsächlich flaches Buschland mit weder Bäumen noch Blumen, je mehr wir jedoch gegen Süden vordrangen, umso mehr Farbe kam in das Bild. Denn ab hier gab es wieder vier Jahreszeiten und wir kamen genau richtig für die Blütezeit der Wildblumen im Frühling. In Kalbarri konnten wir sie zum ersten in voller Pracht sehen: alle Felder waren von gelben und blauen Blumenteppichen bedeckt und selbst an den Klippen der Steilküste waren überall Farbkleckse verschiedenster Blumenarten verteilt. Auch die sonst so karge Felslandschaft im Kalbarri Nationalpark bekam richtig Pepp. Da nahm man sogar eine 10km Wanderung auf sich, um die ganze Schönheit dieser Kontraste einzusaugen. J

Vollgepumpt mit frischer Luft und Blumenduft liess es sich auch einige Zeit in der nächsten grösseren Stadt, Geraldton, aushalten. Dort gab es viel zu lernen über die Seefahrergeschichte der Stadt und die vielen Schiffwracks, die noch aus Zeiten der Holländischen Handelschiffe (die meisten auf dem Weg nach Jakarta) stammen. Silbertaler, Kanonen und Schädel von Meutereiopfern machten die Ausstellung richtig spannend. Durch Zufall lasen wir von einem Surfwettbewerb, der gerade südlich der Stadt stattfand und nutzten die Gelegenheit (die erste die sich uns in sechs Monaten bot), um die Local Heroes der Region live zu erleben. Wenn auch noch nicht absolute Weltklasse so konnte man doch einige beeindruckende Tricks und einige Surferinnen in action sehen. Dank Daniel, einem der Teilnehmer aus Perth lernten wir sogar mehr über die verschieden Tricks und ihre Wertung.

Vom Meer ging es in die Wüste, die aber nicht nur aus ödem Sand sondern aus tausenden von Hinkelstein artigen Felsbrocken besteht: die Pinnacles Desert. Bisher konnte noch niemand erklären, wie sich diese beeindruckende Menge an Sandsteinhütchen bilden konnte. Handelt es sich um einen versteinerten Wald, eine wegerodierte Sandsteinschicht oder hatten vielleicht die Gallier ein Wettweitwerfen veranstaltet ;) ? Genauso geheimnisvoll wir ihr Ursprung ist auch das Gefühl, wenn man inmitten dieser Formationen steht.

Durch Zufall lernten wir dort auch ein australisches Pärchen, Mitte 50 aus Sydney, kennen, die vor kurzem in Frankreich waren. Nachdem wir einige Reiseanekdoten ausgetauscht hatten, luden sie uns kurzerhand auf ihr Boot ein um eine Tour des Sydney Harbour (Bucht in der sich Syndey befindet) zu machen, sobald wir im Dezember in Sydney eintrafen. Bingo, manchmal hat man einfach Glück J

Ein paar Stunden später trafen wir in Perth ein und erkundeten zu Fuss das Kneipenviertel Northbridge, dass grosse Ähnlichkeit mit der Greifswalder Strasse hat : die Speisekarten der Kneipen und Bars waren genauso bunt gemischt wie die Herkunftsländer ihrer Gäste. Mit dem grossen Unterschied, dass ein Döner hier nicht 2 Euro (2,5 Dollar) sondern 9 Dollar kostet L Wenigstens ist man nicht dazu verführt an jeder Ecke einen Snack zu kaufen…

Ein Glück hat Perth massig Strände, von denen viele recht abgeschnitten liegen und es war kein Problem ein ruhiges Plätzchen zum Schlafen zu finden. Denn der nächste Tag wurde sportlich mit einem grossen Stadtspaziergang. Der begann im Kings Park, einem riesigen Parkkomplex auf einer Anhöhe von der man eine super Sicht auf das Geschäftsviertel mit seinen Hochhäusern und die Bucht des Swan Rivers hat. Im Kings Park befindet sich auch der Botanische Garten, der gerade wunderschöne Wildblumenbeete zur Schau stellte. Überhaupt ist Perth die grünste Stadt, die wir in Australien gesehen haben, mit vielen Parks und Grünstreifen entlang des Flusses. Wie auch in Sydney wird hier eifrig gejoggt, gesurft und auf gesunde Nahrung Wert gelegt. Kunst ist allgegenwärtig mit mehreren Kunstmuseen und Gallerien (alle kostenlos) und Skulpturen, die man dank einer extra dafür konzipierten Strassenbrochüre auf eigene Faust erlaufen kann. Die seltsamste Darbietung war ein Konzert einer lokalen Boys Band (Durchschnittsalter der Musiker war etwa 12 Jahre!), die zur Mittagszeit an einem Dienstag mitten in der Fussgängerzone abrockten. Neben der Bühne war ein Ministreichelzoo aufgebaut, in dem jung und alt Federvieh, Schafe, ein Alpaga Lama, Meerschweinchen, Hunde und ein Pferd mit Streicheleinheiten verwöhnen konnten. Ein Truthahn war ihm ausgerissen und dackelte nervös im Rhythmus des Schlagzeugs vor der Bühne hin und her. Was für ein Theater ! J

Nach zwei Tagen vollem Programm hatten wir so ziemlich alles gesehen, was die Stadt (kostenlos) kulturelles  zu bieten hatte und hatten einen Tag totzuschlagen, bis wir am Donnerstag Sandy (die Puppenbauerin vom Katherine Festival) in ihrer Heimatstadt Fremantle (20km von Perth) besuchen wollten. Eigentlich wollten wir den Tag am Strand verbringen, um unseren Sommerteint zu pflegen, nur wollte das Wetter nicht so wie wir und wir verbrachten stattdessen einen Grossteil des Tages in der Bibliothek (kostenloses Internet und Fernsehen sind einfach unschlagbare Argumente) während es draussen in Strömen goss. Nach knapp vier Monaten ohne Regen, waren wir schon gar nicht mehr daran gewöhnt, wie unangenehm feucht es im Van werden kann und wie schlecht man seine Kleidung auf ca. 6m2 engstem Raum trocknen kann.

Leider blieb es nicht nur bei einem Regentag, sondern die ganze folgende Woche bestand nur aus Regenschauern und ab und an mal ein paar Sonnenstrahlen. Leider klappte es auch mit unserem Treffen mit Sandy nicht, da sie kurzfristig Besuch von ihrem Sohn mit Familie bekam und so haben wir Fremantle auf eigene Faust erkundet.

Fremantle ist anders als Perth direkt am Meer gelegen und zwar genau an der Flussmündung des Swan Rivers, was dazu geführt hat, dass sich im Norden der Stadt der Containerschiffhafen Perths entwickelt hat in dem tageintagaus grosse Frachtschiffe einfahren. Der Südteil der Stadt ist dagegen richtig hübsch mit seinen kleinen Gässchen, historischen Gebäuden (die fast ausschliesslich von Gefangenen aus den ersten Siedlungsjahren der Stadt erbaut wurden) und Kunstgallerien lokaler Künstler. Im Sommer gibt es fast jedes Wochenende ein Kunst oder Musik Festival, auf dem sich die alternativen Bewohner der Stadt treffen. Sandy hätte uns bestimmt die eine oder andere interessante Persönlichkeit vorstellen können J Immerhin konnten wir uns ein neues Treffen an der Südküste in der Nähe von Albany in ihrem Ferienhaus für nächstes Wochenende ausmachen.

Fremantle hat uns auch ohne Lokalguide gut gefallen: ein Bummel auf dem Wochenendmarkt und ein Fish and Chips am Hafen waren ein gelungener Abschluss dieser Woche.

Die kommende Woche geht es wieder ab aufs Land entlang der Südwestküste auf Entdeckungstour der Meeres-und Landbewohner, der Weinberge und Riesenbäumen.

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